Sammelband "Gesellschaft Extrem. Was wir über Radikalisierung wissen"

Die sieben Kapitel dieses Bandes bieten eine Bestandsaufnahme des Forschungsstands zu Radikalisierung und Deradikalisierung. Die Beiträge eint ein breites Verständnis von Radikalisierung, das den Ambivalenzen der Geschichte dieses umstrittenen Begriffs gerecht wird, also der Prozesslogik des Begriffs ebenso wie seiner Spannweite von gewaltfreier zu gewaltsamer Radikalisierung. Gleichwohl setzt jedes Kapitel eigene, dem jeweiligen Thema angepasste Akzente in der Begriffsverwendung. Es ist genau dieser Pluralismus, den die Radikalisierungsforschung so dringend benötigt. Denn nur dann kann sie umfassend auf gesellschafts- wie sicherheitspolitisch virulente Fragen mögliche Erklärungen liefern und Handlungsoptionen generieren.

Nach einem ersten Kapitel, in dem für die Radikalisierungsfoschung eine programmatische Unterscheidung zwischen Radikalisierung in die Gewalt, Radikalisierung in der Gewalt und Radikalisierung ohne Gewalt entwickelt wird, beleuchten die folgenden drei Kapitel den Forschungsstand unterteilt nach drei Analyseebenen: der Radikalisierung von Individuen, der Radikalisierung von Gruppen sowie der Radikalisierungstendenzen auf der gesellschaftlichen Ebene.

Die letzten drei Kapitel nehmen drei zentrale politische wie wissenschaftliche Herausforderungen in den Blick: Deradikalisierung, Online-Radikalisierung und die Evaluierung von Präventionsmaßnahmen. Im Kern arbeiten alle Kapitel den Forschungsstand zum jeweiligen Themenfeld auf und bewerten ihn. Daraus werden Handlungsempfehlungen für verschiedene Adressatenkreise (von der Politik über die Präventionspraxis und Sicherheitsbehörden bis hin zur Wissenschaft) abgeleitet. Jedes Kapitel schließt mit einigen kommentierten Leseempfehlungen zur weiteren, vertiefenden Lektüre.

 

Die Kapitel im Einzelnen:

  • Einleitung
    Julian Junk, Christopher Daase und Nicole Deitelhoff
  • Vom Extremismus zur Radikalisierung: Zur wissenschaftlichen Konzeptualisierung illiberaler Einstellungen
    Hande Abay Gaspar, Christopher Daase, Nicole Deitelhoff, Julian Junk und Manjana Sold
  • Individuelle Faktoren der Radikalisierung zu Extremismus, Gewalt und Terror: Zur Forschungslage
    Andreas Zick, Fabian Srowig, Viktoria Roth, Daniela Pisoiu und Katharina Seewald
  • Radikalisierung von Gruppen: Brückennarrative als verbindende Erzählungstrukturen
    David Meiering, Aziz Dziri und Naika Foroutan (mit Simon Teune, Esther Lehnert, Marwan Abou-Taam)
  • Die Dynamiken gesellschaftlicher Radikalisierung: Welche Bedrohung besteht für die offene Gesellschaft?
    Eva Herschinger, Kemal Bozay, Oliver Decker, Magdalena von Drachenfels und Christian Joppke (mit Klara Sinha)
  • Deradikalisierung in Deutschland: Herausforderung für Theorie und Praxis
    Till Baaken, Judy Korn, Maximilian Ruf und Dennis Walkenhorst (mit Reiner Becker, Tore Bjørgo, Michael Kiefer, Thomas Mücke)
  • Radikalisierung und De-Radikalisierung: Die Rolle des Internets
    Peter Neumann, Charlie Winter, Alexander Meleagrou-Hitchens, Magnus Ranstorp und Lorenzo Vidino
  • Evident und wirksam? Herausforderungen, Möglichkeiten und Grenzen der Evaluationsforschung in der Radikalisierungsprävention
    Andreas Armborst, Janusz Biene, Marc Coester, Frank Greuel, Björn Milbradt und Inga Nehlsen

 

Christopher Daase, Nicole Deitelhoff, Julian Junk (Hrsg.) | 2019
Gesellschaft Extrem. Was wir über Radikalisierung wissen, Frankfurt a.M.: Campus-Verlag.

24,95 €, kartoniert, auch als E-Book erhältlich

ISBN 9783593510231